Die Graumann-Lofts, der Lebensraum Arbeit, lebt von seinen innovativen Köpfen. Hannes Horvath ist der Projektentwickler hinter den Graumann-Lofts. Wir haben uns mit ihm über das Projekt und seine Visionen unterhalten.
Heute im Gespräch:
Hannes Horvath, CEO der HAND GmbH und Entwickler der Neubaulofts
Ich denke, dass Sekundärstädten, wie Traun, eine große Bedeutung bei der Klima- und Mobilitätswende zukommt.
Wie ist die Idee zu den Neubaulofts entstanden, also das Konzept, das auch hinter den Graumann-Lofts steht?
Bei der Entwicklung der Neubaulofts wurden die Loft-Ideen aus den 1950iger Jahren und inhaltlich die Philosophie des Bauhauses in das 21. Jahrhundert übersetzt. Das Ziel: „Leistbares Arbeiten“. Die Lofts sollten günstig, nutzungsoffen, nachhaltig, flexibel und cool sein. Der immer größer werdenden Gruppe von Kleinstunternehmern sollte ein Zuhause angeboten werden – mit den üblichen Investorenimmobilien wird diese Gruppe kaum bedient.
Was sind die größten Stärken der Neubaulofts?
Selbstständige können kleine Einheiten mieten, diese sind sehr flexibel nutzbar und kostengünstig. Es sind aber auch größere Einheiten durch Zusammenlegungen möglich. Dadurch bieten die Lofts Möglichkeiten für vielfältige – auch neuartige und zukunftsträchtige – Ansprüche. Hoffentlich kann so der Sprung vieler Selbstständiger vom Küchentisch in die Professionalität gelingen. Große Vorzüge bieten auch die Vernetzung und die Community am Standort, was durch Lucia Schramm-Kaineder großartig initiiert wurde. Ein nicht zu unterschätzendes Bedürfnis bei Kleinunternehmern ist auch das Image, vor allem auch außerhalb der Großstadt. Wir haben uns sehr bemüht mit Branding, Betriebsführung, Kommunikation und Architektur ein starkes Image aufzubauen, das nun den Nutzern zugutekommt.
Nachhaltigkeit ist ja heutzutage ein großes Thema: in wie fern tragen die Graumann-Lofts dem Rechnung?
Bei Nachhaltigkeit haben wir einerseits technische Aspekte realisiert, wie Bauteilaktivierung, Kühlung mit Wasser-Wasser-Wärmepumpe, der Heiz-/Kühlbedarf ist auf eine kompakte Baumasse reduziert, extensives Gründach, Wiederverwendung von versiegeltem und kontaminierten Boden uvm. Ich finde die Wirkung indirekter Effekte aber mindestens genauso wichtig: Die soziale Nachhaltigkeit zum Beispiel, die Durchmischung, die Wiederbelebung der Innenstadt. Durch die Attraktivierung der Innenstadt und die Mischung von Nutzungen kann – und soll – letztendlich auch ein wertvoller Beitrag zur Mobilitätsvermeidung geleistet werden, bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität mit sozialen Kontakten und positiven Erlebnissen.
Was waren für dich die größten Herausforderungen des Projekts in Traun?
Die ersten Umfragen hatten dem Zentrum von Traun bei Projektstart 2015 kein positives Image attestiert. Ein typisches Bild einer Innenstadt, die von EKZ und Fachmarktzentren in der Peripherie leergefegt wurde. Unter diesen Rahmenbedingungen mit einem Premium-Projekt zu starten schien fast unmöglich. An das Projektkonzept hat zu Beginn keiner so richtig geglaubt, da war schon viel inhaltliche- und Überzeugungsarbeit nötig. Darüber hinaus haben die Kosten für die Qualitäten und Nachhaltigkeitsaspekte die Projektkalkulation erschwert.
Was war für dich das spannendste am Projekt „Graumann-Viertel“?
Kommunikation war ein wichtiger Erfolgsfaktor. Es musste eine neue qualitative Lage „erfunden“ werden und wir wollten wirkliche Nachhaltigkeit realisieren. Sehr viele Menschen haben sich hier engagiert und gemeinsam nun eine Vision realisiert, die ihrer Zeit voraus war. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg hat das Projekt auch den Green and Blue Building Award gewonnen sowie von Klimaministern Leonore Gewessler den Erdreichpreis erhalten. Der Erfolg freut uns heute natürlich alle. Ein gutes Ergebnis für harte Arbeit.
Deine Vision für Traun? Was wünscht du den Trauner*innen für die Zukunft?
Ich habe das Projekt seinerzeit angenommen, weil ich etwas Sinnvolles machen wollte: Gegen die Zersiedlung und den Bodenverbrauch an den Stadträndern anzutreten, indem man das Leben in der Innenstadt wieder attraktiver macht. Ich denke, dass Sekundärstädten, wie Traun, eine große Bedeutung bei der Klima- und Mobilitätswende zukommt.
In diesem Sinne freut es mich zu sehen, dass das Graumann-Viertel zum Leben erwacht und zu positiven Folgeimpulsen im Umfeld beiträgt. Ich wünsche den Traunerinnen und Traunern, dass sich alles so positiv weiterentwickelt! Und ich wünsche mir, dass Traun ein positives Beispiel für möglichst viele andere Gemeinden bieten kann. Damit die Stadtzentren wieder attraktiv, belebt und verdichtet werden – im Sinne einer nachhaltigen Zukunftsperspektive für unsere Kinder.
Fotos: Titelbild: © Joe Haider; Porträt: © HAND GmbH; Galerie: © Elephants 5